BÜNDISCHE NESTER
Gedankenkladde 23.2.23
Wenn wir uns als Bündische von der Gesellschaft her sehen, ganz nüchtern, sozio-kulturell, dann sind die bündischen Standpunkte, die Ortsgruppen spezielle, traditionelle Milieus mit mit Singen, Unterwegssein, Gemeinschaft, teils an Freiheit und Kreativität, einige auch fortschrittliche für die Zukunft, teils für Junge, teils für Alte, teils für Jung und Alt gemeinsam.
Oft sind die „Bündischen Nester“ Orte mit Unternehmergeist und einer gewissen Zähigkeit, Beständigkeit, die in unserer amorphen und kunterbunten Gesellschaft teils wie Kleinode blitzen, der Gesellschaft wohltun, gleichzeitig von vielen skeptisch beäugt, oft wegen des besonderen gemeinsamen Auftretens, wegen Kluft oder bunter Kleidung.
In Auftreten und Konsum heben sich Bündische teils locker ab vom Normalverbraucher, vom Normalbürger, besonders von der Garde der Schlips- und Anzugträger, bei denen sie sich oft nicht wohl fühlen. Für Gruppen-, Fahrten- und Lieder-Interessierte, die das Bündische nicht kennen, ist das besondere Auftreten von Bündischen oft eine Hemmschwelle, die nicht leicht (besonders in ländliche-behäbigen Regionen) zu überwinden ist. Bündische zeichnen sich oft durch einen Komsum- und Modeverzicht oder -Entscheid aus und entwickeln ihren eigenen Konsum, Geschmack, ihre eigene Mode untereinander, teils verbunden mit Sparsamkeit. Das verbindet. Auch bestärkt die besondere, erkennbare und oft sichtbare Haltung der Bündischen, die Menschen aus den Bünden, zusammen zu halten und leichter miteinander klarzukommen.
Oft gibt es auch unter den Bündischen Abgrenzungen, Fremdeleien, auch Arroganzen. Da oft individuelleren und teils auch kreativen Wandervögel heute sehr wenige sind und in der Gesellschaft nur noch wenig bekannt sind, und es Jungenschaftler fast gar nicht mehr gibt, dominieren die Pfadfinder bei weitem. Ein klein wenig sind auch noch Waldjugend, reformjugend und konfessionelle Nichtpfadfindergruppen bekannt, die sich auch bündisch nennen. Die Bedeutung der Bünde in der Gesellschaft ist gering, trägt aber ein wenig zu deren Stabilität bei. Extremisten – außer für Frieden – sind in den Bünden kaum zu finden. Die Mehrheit der Bünde wird vom Satt gefördert, besonders wenn die Bünde Jugend fördern.
Nur wenige Bünde lehnen aus Prinzip staatliche institutionelle Förderung ab, fordern aber bei Bedarf, meist Projektförderungen an. Nester, besonders Liederkreise, singefreudige Gruppen vernetzen sich gern. Und alle Bünde gemeinsam fördern ihren eigenen Nestbau an anderen Orten, also die regionale Gruppenbildung besonders vernetzt und im Stil des eigenen Bundes. Von Bünden, die besonderen Erfolg haben im Nestbau, andere nennen es Siedlungswesen, sollten erkannt und besonders betrachtet werden, um von ihnen zu lernen.
Es zeigt sich besonders bei Bünden mit Jugendlichen, dass trotz des Unterschieds zu Normaljugendlichen, einige Gebiete der Gesellschaftsentwicklung – meist in Richtung Freiheit, Auftreten, Zukunftsorientierung – in Bünden zu kurz kommen können, und diese Bünde sich deshalb selbst ausbremsen. Ähnlich ist das bei Bünden, deren Altersstruktur immer älter wird. Da fehlt leicht der Schwung, in Richtung Zukunft voran zu gehen und außerdem Nester zu gründen. In der Gesellschaft fehlt es an Vertrautheit, Gemeinsamkeit, Wohlfühlen miteinander, an Singen, gemeinsamen Fahrten, an gute Gesprächen, an gemeinsamen Nächten am Feuer, am gemeinsamen Musizieren und Tanzen, am voneinander Lernen, am gemeinsamen Erleben.
Und so etwas wie Sippe oder Horde, wie Stamm, Orden oder Gilde steckt aus Urzeiten in jedem Menschen. Bei Offenheit und Willkommen für Neue und bei dennoch eigenem Stil mit Zusammenhalt lassen sich bei diesen Voraussetzung gut Gruppen bilden für Jung oder Alt, für Jung und Alt. Es fragt sich, ob enge Traditionen und Verhaltensweisen das Neue ausbremsen, oder ob es gelingt, Interessierte zuerst zum Mitmachen und dann zum Dazugehören zu bewegen. Wenn das immer öfter gelingt, stellt sich erst die Frage, wie Aufbauende, Initiatoren, Gruppenseelen, zu gewinnen, zu trainieren, zu fördern sind. Und wenn von ihnen Schritt um Schritt welche gewonnen werden können, die „falschen Bremsen des Bundes“ nicht (mehr) stören, dann wird es vorwärts gehen mit dem Bund, denn die Voraussetzung heute in unserer „einsamen Gesellschaft“ sind sehr gut. Trotzdem: Der Aufbau erfordert einiges an Arbeit.
Es lohnt sich. Und besonders für junge Familien, angestrengte Schüler, Menschen, die im Beruf sind und vielleicht auch Karriere anstreben, ebenso alle anderen, die bisher zu keinem Bund gehören, hungern oft nach Gemeinsamkeit, die sie im Bund finden könnten, ohne aber den Bund richtig zu kennen und trotz ihres Lebens, ihrer Familie, ihres Berufs oder Hobbys, für ihr Wohlbefinden, ihre Entwicklung, ihre Freude, ihr Glück, ihre Gesundheit gut gebrauchen können. Deshalb lohnt es sich, etwas für den Bund zu tun und möglichst selbst dazu beizutragen, dass in der eigenen Region ein Nest entsteht oder weitere Spezial-Nester des Bundes gegründet werden, vielleicht mit einer Art Naturkultur mit Wanderungen, Fahrten, Singen, Musizieren, Tanzen. …….
Vielleicht willst Du so etwas? Vielleicht hast Du Freunde, die das auch sehr interessiert? Vielleicht hast Du keine oder nicht genug Freunde und Freundinnen? Dann übe Dich darin, Dich mit nicht Beliebigen, sondern mit wirklich Interessierte zusammen zu finden. Zuerst zu einem Thema, eines Kreises, einer Gruppenart.
Die Form entwickelt sich dann mit Hilfe des Bundes mit der Zeit, mit Treffen untereinander im Bund, mit Auftritten und dem Gang in die Öffentlichkeit, bestärkt vielleicht zuerst durch ein Halstuch, durch ein kleines Emblem, vielleicht auch durch Festkleidung und ein paar Bräuche, wie bei uns mit Festtafel, Festabend, und Jurtennächte mit Liedern und Erzählen am Feuer mit Tschai bis Mitternacht, oder länger, weil es einige schön und wichtig ist. hedo